Schimmel und feuchte Wände sind ein zunehmendes Problem in deutschen Häusern und Wohnungen. Hat man erstmal Schimmel entdeckt, sollte man diesen so schnell wie möglich versuchen zu entfernen, da er negative Auswirkungen haben kann. Um Schimmel zu entfernen, muss einiges beachtet werden.
Was ist Schimmel überhaupt?
Schimmel sind Saprobionten, das heißt sie ernähren sich durch abgestorbene Substanzen. Schimmelpilze bilden typische Pilzfäden (Myzel) aus und die vermehren sich durch ungeschlechtliche Sporen. Überall auf der Welt lässt sich Schimmel in unterschiedlichsten Arten finden.
Vor allem in der freien Natur spielen Schimmelpilze eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem, da sie an der Zersetzung von organischem Material beteiligt sind. Die Sporen sind damit allgegenwärtig, unter anderem in der Luft oder im Boden. Sie wachen nur feuchter Umgebung, dennoch können sie auch über Monate und Jahre in Trockenheit überleben
Wie entsteht Schimmel?
Schimmelkeime und -sporen gibt es überall, da sie zur natürlichen Umgebung gehören. Mit bloßem Auge lässt sich Schimmel erst entdecken, wenn dunkle Flecken auftauchen. Damit Schimmel wachsen können, brauchen sie zwei wichtige Grundlagen: Nährstoffe und Feuchtigkeit. Es gibt weiter weniger bedeutende Faktoren wie Temperatur oder pH-Wert.
Das Temperaturspektrum für Schimmelpilze liegt zwischen 0°C und 60°C, am wohlsten fühlen sie sich jedoch zwischen 15ºC und 30ºC. Für das Wachstum liegt der pH-Optimalbereich 4 und 7. Anders als Pflanzen benötigt Schimmel kein Licht und Sauerstoff zum Wachsen.
Schimmelsporen sind anspruchslos, da sie sich schon bei einer geringen Nährstoffzufuhr ausbreiten können. Die Pilze nutzen eine Vielzahl von Materialien als Nahrungsquelle wie Beton, Holz, Zement, Tapete, Farbe oder Kunststoff. Auch auf Materialien, die keinen Nährstoff abgeben, kann sich Schimmel bilden, etwa wenn sich Partikel aus der Luft wie Staub absetzen. Der relevanteste Faktor ist jedoch die Feuchtigkeit.
Hiermit ist nicht nur die relative Luftfeuchtigkeit gemeint, sondern auch das „freie“ Wasser. Das Luftfeuchtigkeitsoptimum liegt in der Regel zwischen 80 und 85 Prozent. Manche Schimmelpilze können sich auch schon bei 60 Prozent Luftfeuchtigkeit entwickeln.
Ursachen für Schimmel
Die Pilze brauchen zur Verbreitung einen geeigneten Nährboden (organische Materialien wie Holz, Kunstharz, Tapeten oder Kleister) und ausreichend Feuchtigkeit um zu wachsen.
Ursache – zu hohe Luftfeuchtigkeit
Durch Atmen, Duschen und Kochen werden in einem Vierpersonenhaushalt täglich etwa 15 Liter Wasser in Form von Wasserdampf freigesetzt. Weitere Feuchtigkeitsquellen können Pflanzen, Aquarien oder trocknende Wäsche sein.
Ursache – Wasseraustritt aus der Wohnung
Die Feuchtigkeit kann durch direkte Durchfeuchtung entstehen, wie durch undichte Dächer, Keller, Leitungen oder Havarien. Durch diese temporären Ereignisse kann in kürzester Zeit viel Feuchtigkeit ins Bauwerk gelangen. Daher ist es wichtig schnell zu handeln, um den Wasserschaden zu beseitigen. Je länger der Schaden unentdeckt bleibt, desto höher ist die Chance, dass er zu Schimmel führt.
Ursache – bauliche Mängel
Baumängel sind die häufigste Ursache für Schimmelpilzbefall. Schäden treten meist unbemerkt und schleichend ein. Schon beim Neubau kann eine Anfälligkeit für den Schimmelbefall gelegt werden, wenn dieser nicht richtig austrocknen konnte. Auch undichte Stellen wie defekte Dächer, beschädigte Dachrinnen und Fallrohre, Mauerwerkrisse, schadhafte Kellerabdichtungen oder defekte Rohre können die Feuchtigkeit im Bauwerk erhöhen.
Wo entsteht Schimmel?
Oftmals entdecken wir Schimmel, wenn er eine große Fläche bedeckt, da er sich unseren Blicken entzieht. Hinter großen Schrankwänden, wo wenig Zirkulation und niedrige Temperaturen herrschen, kann der Pilz gedeihen.
An diesen Orten versteckt sich besonders gerne Schimmelpilz:
- Hinter Einbauten beziehungsweise fest verankerten Möbeln. Möchtest du Schimmel feststellen, hilft nur ein Möbelrücken oder der Ausbau fest eingebauter Möbelstücke.
- In Hohlräumen hinter Innendämmungen kann es zu Schimmel kommen, wenn die Innendämmung nicht luftdicht ausgeführt wurde. Um Schimmel finden zu können, muss die Dämmung geöffnet werden.
- Hinter abgesperrten Bauteilen lässt sich Schimmel entdecken. Das kann passieren, wenn auf ein Mauerwerk Vinyl- oder Aluplatten angebracht wurden, bevor die Feuchtigkeit aus Neubauten ausreichend trocknen konnte.
- Dämmstoffe von Fußbodenbauten sind anfällig, da die Materialien produktionsbedingt schon mit Schimmelsporen verunreinigt sind. Der Schimmel kann stichprobenartig mit einzelnen Bohrungen nachgewiesen werden.
- In Gefechten und Metallständewänden ist Schimmel ebenfalls nicht sichtbar. Dort befallen die Pilze gerne lose Dämmstoffe. Auch hier hilft bei Schimmelsymptomen nur das Öffnen.
Wie kann man Schimmel erkennen?
- Modrige, faulig riechende Raumluft
Auch nach regelmäßigen Lüften bleibt ein fauliger und modriger Geruch? Das kann ein erstes Anzeichen dafür sein, dass ein Schimmelbefall vorliegt. Schimmelpilze verursachen einen unangenehmen Geruch durch ihren Stoffwechsel, diesen Geruch können wir dann wahrnehmen. Sobald die Wände befallen sind, befinden sich immer Schimmelsporen in der Raumluft. Diese werden durch das Lüften von den Wänden in die Luft transportiert.
- Schwarze Punkte oder Flecken an den Wänden
Von Schimmelpilz befallene Flächen kann man in vielen Fällen bereits durch genaue Beobachtung erkennen. Auf Tapeten, Wandanstrichen oder hellen Fugen zeigen sich dann kleine braune oder schwarze Punkte. Teilweise können sie auch grünlich oder bläulich sein. Mit der Zeit wachsen die Flächen, wenn die wichtigen Wachstumsfaktoren wie Feuchtigkeit und Nahrung vorhanden sind. Leider lässt sich Schimmel nicht immer auf den ersten Blick erkennen. Bei Verdacht sollten Wände hinter Schränken oder anderen sperrigen Gegenständen geprüft werden.
- Hohe Feuchtigkeit und feuchte Stellen
Besonders häufig werden Räume oder Stellen befallen, in denen es übermäßig feucht ist. Hohe Feuchtigkeit kann verschiedene Ursachen haben wie mangelndes oder falsches Lüften, Baumängel, oder durch Kondenswasserbildung. Durch gewisse Vorsichtsmaßnahmen kann man die Feuchtigkeit in Räumen reduzieren.
- Versteckten Schimmel aufspüren
Für das Aufspüren von verstecktem Schimmel gibt es verschiedene Methoden. Am zuverlässigsten ist eine Raumluftmessung. Diese Untersuchung wird von einem Gutachter durchgeführt. Die Raumluftmessung zeigt Abbauprodukte von abgestorbenen Schimmel und Stoffwechselendprodukte von lebendem Schimmel auch in kleinsten Mengen in der Raumluft an. Bei nicht sichtbarem Befall kann es zum Einsatz von Schimmelspürhunden kommen. Hunde haben einen hervorragenden Geruchssinn. Dieser ermöglicht ihnen das Aufspüren von bereits kleinen Mengen.
Wie kann man Schimmel vorbeugen? – 5 Tipps
- Regelmäßige Kontrolle
Du solltest regelmäßig deine Wohnräume auf Schäden durch eintretendes Wasser kontrollieren lassen. Um alte Gebäude vor Feuchtschäden zu schützen, hilft eine kontinuierliche Instandhaltung und Modernisierung.
- Schnelle Reaktion
Sollte es zu einem Wasserschaden kommen, solltest du diesen selber beheben oder am besten fachgerecht beheben lassen. Nasse Bauteile sollten möglichst schnell trocknen. Nur so lässt sich Schimmel verhindern und dass der Schaden sich nicht vergrößert.
- Richtig Heizen
Alle Räume solltest du am besten im Winter auf mindestens 16ºC heizen. Die Temperaturunterschiede zwischen den Räumen sollte nicht größer als 5ºC sein. Die Räume sollten alle einzeln beheizt werden, damit keine warme mit Feuchtigkeit angereicherte Luft in das unbeheizte Zimmer strömt.
- Ausreichend lüften
Je höher die Luftfeuchtigkeit, umso größer ist das Schimmelrisiko. Lüfte deshalb vor allem im Winter regelmäßig um die Raumluft trocken zu halten. Besonders nach dem Duschen, Baden oder Kochen die Feuchtigkeit sollte sofort gelüftet werden. UM die Luftfeuchtigkeit in den Räumen zu kontrollieren, kannst du einen Thermo-Hygrometer verwenden.
- Clever einrichten
Möbel solltest du nicht vor kalte Außenwände stellen und keine Heizkörper verdecken. Große Möbelstücke solltest du in einem Abstand von etwa fünf Zentimetern aufstellen, damit Luft an der Wand entlang streichen kann.
Schimmel entfernen
Sobald Schimmel gesichtet wird, sollte schnell gehandelt werden. Vorab sei gesagt, dass das Auffinden des Pilzes nicht gleich mit einer akuten Lebensgefahr einhergeht. Entscheidend sind die Intensität, Schimmelart, Häufigkeit der Nutzung des betroffenen Raums und deren Abgrenzung zu anderen Räumen. Schimmel sollte dennoch nicht unterschätzt werden und Maßnahmen diesen zu entfernen, sollten vorgenommen werden. Die Voraussetzung für keinen wiederkehrenden Schimmelbefall ist das Finden und Bekämpfen der Ursache.
- Schimmel selbst entfernen:
Kleine Stellen (bis einem halben Quadratmeter) und Oberflächenschimmel (wie auf Glas, Metall oder Keramik) kann man häufig selbst entfernen. Zur Bekämpfung von Schimmel im Bad an Fugen, Silikondichtungen oder Fensterlaibungen gibt es diverse Reinigungsmittel. Die meisten Schimmelentferner basieren auf dem Wirkstoff Benzalkoniumchlorid, einem starken Desinfektionsmittel, welches die Zellwände der Pilze zerstört.
Benzalkoniumchlorid kann allerdings die Haut reizen und starke Allergien hervorrufen. Des Weiteren sind Mittel auf Alkoholbasis zu empfehlen oder Wasserstoffperoxid, da sie den Schimmel am zuverlässigsten entfernen. Bei porösen Baumaterialien wie Putz, Holz oder auch Tapete muss davon ausgegangen werden, dass der Pilz schon eingedrungen ist. Diese müssen entfernt und ausgetauscht werden.
- Schutzkleidung tragen:
Für alle Maßnahmen der Schimmelbeseitigung gilt: die Pilze nicht anfassen, einatmen oder in die Augen gelangen lassen. Achte darauf, keinen Staub aufzuwirbeln und in der Wohnung zu verteilen. Deshalb solltest du dich mit Handschuhen, Mundschutz, Schutzbrille und eventuell einem Einweg-Overall schützen. Benutzte Kleidung solltest du waschen und benutzte Lappen, Schwämme und Bürsten solltest du nach der Reinigung wegschmeißen. Außerdem solltest du nach der Entfernung des Schimmels gründlich sauber machen und ausreichend lüften.
- Schimmel fachgerecht entfernen und sanieren lassen:
Bei größeren Verunreinigungen durch Schimmel (ab einem halben Quadratmeter) müssen qualifizierte und sachkundige Fachleute ran, die auf Schimmelsanierung spezialisiert sind. Nur sie können mögliche Gefahren erkennen und sie kennen die richtigen Techniken um Schimmel zu erkennen, entfernen und den Wohnraum anschließend zu reinigen. Der Sanierungsprozess kann einige Tage sogar Wochen beanspruchen. Das ist aber von Fall zu Fall unterschiedlich. Die Schimmelentfernung läuft in zwei Schritten ab: eine oberflächliche und eine chemische Entfernung. Durch eine professionelle Schimmelsanierung können Kosten um 1500 Euro entstehen.
Folgen eines Schimmelbefalls – Schimmelpilz als Gesundheitsrisiko
Folgen eines Schimmelbefalls in Gebäuden reichen von der Zerstörung einzelner Bauteile, über den Befall von Gebrauchsgegenständen bis hin zur gesundheitlichen Belastung. Die Sporen der Schimmelpilze gehören zu den wichtigsten Innenraumallergenen. In wissenschaftlichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass Bewohner nach einem langen und intensiven Schimmelpilzkontakt nachweislich ein erhöhtes Gesundheitsrisiko haben.
Teilweise bleibt Schimmel lange unerkannt. Die Sporen, die gefährliche Enzyme bilden, gelangen über die Atmung und die Haut in den menschlichen Körper. Schimmelbefall führt zu verschiedensten Atemwegsbeschwerden. Menschen mit Asthma oder Immunschwächen sind meist stärker betroffen. Anzeichen für Allergien sind uneindeutig, dennoch gibt es typische Symptome – chronischer Schnupfen, gerötete Augen, vermehrtes Niesen oder Ausschläge auf der Haut.
Bei akuteren Fällen kann auch Husten, Müdigkeit beziehungsweise Schlaflosigkeit oder zu Reizungen von Binde- und Schleimhäuten kommen. Auftretende Symptome werden oft nicht mit Schimmel in Verbindung gebracht, anderen Krankheiten zugeschrieben oder sogar ignoriert. Dabei kann Schimmel in Wohnungen Allergien, Erkrankungen der Atemwege auslösen. Außerdem stehen die Pilze im Verdacht Krebs auszulösen.
Besonders in Kinderzimmern sollte auf Schimmel geachtet werden. Da die Kinder sich im Wachstum befinden, sind sie anfälliger für Krankheiten und Allergien, die durch Schimmel ausgelöst werden können. Kinder sind zudem meist nicht in der Lage ihre Symptome zu erkennen und diese zu äußern.
Schimmel – Wer haftet?
Ist ein Schimmelschaden aufgetreten, stellt sich die Frage, wer für die Beseitigung zuständig ist und die Kosten tragen muss. Die Antworten fallen unterschiedlich aus, denn ob es sich um eine Miet- oder Eigentumsantwort handelt, spielt eine Rolle.
- Schimmel in der Mietwohnung:
Ob der Mieter oder Vermieter die Kosten zur Schimmelbeseitigung trägt, hängt davon ab, ob der Mieter für den Schaden verantwortlich ist oder Schimmel durch Baumängel verursacht wurden. Der Mieter kann zur Verantwortung gezogen werden, wenn er zum Beispiel nicht ausreichend oder gar nicht lüftet. In der Praxis lässt sich nicht immer zweifelsfrei sagen, wer für Schimmelbeseitigung aufkommt.
In der Regel muss der Mieter einen Beweis vorlegen, der Beweist, dass Schimmel vorhanden ist. Der Vermieter wiederum muss zeigen, dass der Mangel nicht von ihm stammt. In vielen Fällen kann oft nur ein teures Sachverständigengutachten die Ursache für den Schimmelbefall klären. Ist ein baulicher Mangel bewiesen, so haftet der Vermieter für den Schaden. Der Mieter kann während des Zeitraums, in der er seine Wohnung nicht nutzen konnte, eine Mietverminderung in Anspruch nehmen. Diese ist unterschiedlich hoch und kommt auf die Schwere des Schimmels an.
Eine Mietverminderung gilt nur, wenn der Vermieter über den Schaden unterrichtet ist. Meldet der Mieter den Befall nicht, kann es zu Ärger kommen und dann ist er sogar schadensersatzpflichtig.
- Schimmel in der Eigentumswohnung:
In den meisten Fällen muss der Eigentümer seiner Wohnung alleine für die Beseitigung des Schadens aufkommen. Der Verwalter ist selbst für seine Wohnanlage verantwortlich und muss den Ursachen eines Schimmelschadens nachgehen. Tritt der Schaden am Gemeinschaftseigentum wie Dach oder Fassade auf, so tragen alle Eigentümer die Kosten.